Constantin Leonhard
L746V1Z2P, 2020
Video-Performance, Kölner Ring, 5:05 min

L746V1Z2P, 2020
Filmstill; Video-Performance, Kölner Ring, 5:05 min
L746V1Z2P
L746V1Z2P ist Constantin Leonhards Ausweisnummer und Titel seiner ortsspezifischen Performance, die am Beispiel der Kameras an den Kölner Ringen die Gefährdung von Privatsphäre durch Video-Überwachung im öffentlichen Raum thematisiert. Im Zusammenhang mit den Kameras an den Kölner Ringen werden seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2017 massive Verstöße gegen das Datenschutzgesetz kritisiert.
Das Vermummen des Gesichts als tradierte Protestmethode gegen Überwachung kommentiert Constantin Leonhard durch das Aufkleben und das stumme Tragen seiner diversen persönlichen Bank- und Mitgliedskarten am vermummten Kopf. Die Arbeit mit realen Materialien aus dem eigenen Portemonnaie legt private Daten offen, während das Einwickeln des Kopfes die biometrischen Daten verbirgt. Der Künstler wirft so die Frage auf, ob Identität durch Zahlen beschreibbar ist. Das Spannungsverhältnis von Verhüllung und Offenlegung sowie von Anonymität und Intimität wird noch dadurch gesteigert, dass einerseits die blinden, sanft tastenden Bewegungen dem Körper etwas Menschliches und Schutzloses zurückgeben, während andererseits die Vermummung des Gesichts eine Anonymisierung, ja Entpersönlichung bewirkt. Gleichzeitig produziert die Blindheit Bewegungen, welche die Computerprogramme, durch die die Aufnahmen der Überwachungskameras laufen, als auffällig kategorisieren. Der Performer gerät so in den Fokus der Kameras und der KI hinter den Bildern. Diese identifizieren einen zwar physisch vermummten, informationell jedoch gläsernen Menschen. Die Performance erschafft so ein nicht verfügbares und prinzipiell abwesendes Kunstobjekt, nämlich die nicht einsehbare Aufzeichnung der Videokameras.
Die verwendete Aluminium-Folie verweist zudem auf den „Alu-Hut“, der immer häufiger als spöttische Bezeichnung für Verschwörungstheoretiker*innen sowie für durch diese verunsicherte Menschen dient. Das Aluminium symbolisiert die dystopische Furcht vor einem System, das alles überwacht. Constantin Leonhard will dieses Narrativ, das seiner Meinung nach zunehmend Realität wird, mit seiner Performance wieder in die ernsthafte Diskussion über Überwachungsarchitekturen im öffentlichen Raum bringen.
Vita

1989
geboren in Köln
2015 – 2020
Studium Medialer Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln
2017
Gastsemester an der Akademie der bildenden Künste in Wien, Österreich
2014 – 2018
Studium der Szenischen Forschung an der Ruhr-Universität in Bochum,
Abschluss: Master of Arts
2010 – 2013
Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Ruhr-Universität in Bochum, Abschluss: Bachelor of Arts
AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
2020
„Lokalpoetische Einmischungen“, Kollektiv ZOO, Performance, Schauspiel Wuppertal / Die Börse // Wuppertal
2019
„halb träumend / halb wachend“, durational performance, Ludwig Forum für Internationale Kunst // Aachen
„Wandel(n)“, Performance, Interval°10 // Oberhausen
„Scutum Studies“, Kollektiv ZOO, Performance, DIE GROSSE, Kunstpalast // Düsseldorf
2018
„BASH“, studiobühneköln // Köln
PREISE UND STIPENDIEN (AUSWAHL)
2020
Reload Stipendium der Kulturstiftung des Bundes // Köln
2019
Förderung der Kunststiftung NRW // Köln
Förderung des Landesbüros für freie darstellende Künste NRW // Köln
Weitere Werke
Wandel(n), 2019
Performance, 60 min, Juli 2019, Oberhausen Museumsplattform.
Performancetreffen interval°10.

halb träumend / halb wachend, 2019
Performance, 120 min, Mai 2019, Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen als Teil der Ausstellung „Lust der Täuschung“
